Arthur Gillay: Bezirksrat
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Dort wo noch vor einer Woche bis zu 75 Jahre alte Bäume standen, ist heute ein Baufeld aus Erde und Matsch zu sehen und das wird sich wohl auch noch länger nicht ändern. Am Anfang der Universitätsstraße wurden sieben Bäume auf der Fläche des ersten Bezirks gefällt, etliche weitere im neunten Bezirk. Allein für jene drei großen Bäume neben der Universität Wien (der älteste wurde im Jahr 1945 gepflanzt) müssten laut Wiener Baumschutzgesetz 28 Jungbäume nachgepflanzt werden. Wenn man alle 26 Bäume zusammenzählt, die im ersten Bezirk dem U-Bahn-Bau weichen mussten, wären sogar 173 Ersatzpflanzungen erforderlich. Wieso ist diese Zahl so hoch? Weil das Wiener Baumschutzgesetz vorsieht, dass pro angefangenen 15 cm Stammumfang eines gefällten Altbaums jeweils ein Jungbaum gepflanzt werden muss.
Das Baumschutzgesetz zielt darauf ab, die CO2 Erneuerungsleistung der gefällten Bäume mit der Anzahl der Jungbäume bestmöglich zu kompensieren. Das ist aus klimatechnischer Sicht für die Stadt der einzig richtige Weg. Jedoch gilt beim U-Bahn-Bau leider nicht das Baumschutzgesetz, sondern das Eisenbahnrecht – ohne Verpflichtung zur Nachpflanzung. Rechtlich eine klare Situation, dennoch zu wenig, um unsere Klimaziele zu erreichen.
Die „Wiener Linien" haben sich zwar bereit erklärt „freiwillig" Bäume nachzupflanzen, jedoch bloß im Ausmaß von 1:1. Das wären nur 26 statt der 173 erforderlichen neuen Bäume. Unser Grüner Klubobmann Alexander Hirschenhauser findet diesbezüglich klare Worte:
Diese Forderung sollte ganz im Interesse der Stadt liegen, steht doch im Stadtentwicklungsplan STEP 2035 geschrieben, dass bis zum Jahr 2035 25.000 neue Bäume gepflanzt werden sollen. Diese Ziele können aber nur dann verwirklicht werden, wenn in dringlichen Situationen wie dieser auch dementsprechend zukunftsorientiert gehandelt wird. Im ersten Bezirk sind über 200 Ersatzpflanzungen von vergangenen Baumfällungen ausständig. Dies zeigt, dass sowohl der Platz als auch die Notwendigkeit für neue Bäume vorhanden ist. Die Ersatzpflanzungen müssen unbedingt im ersten Bezirk vorgenommen werden, wo sie auch aktiv zur positiven Klimaentwicklung in der Inneren Stadt beitragen.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Das zeigt das Beispiel der geretteten Platane im achten Bezirk: Dieser schöne alte Baum wurde im Zuge einer Rettungsaktion in den ersten Bezirk übersiedelt. Wäre diese Platane wie geplant dem U-Bahnbau zum Opfer gefallen, hätten allein für diese Platane unzählige neue Bäume gepflanzt werden müssen.
Wir wollen mehr Rettungsaktionen dieser Art!